Tour de Ruhr - Teil Drei: Deju-Vu am Flinger Broich



 


mario reise


Tour de Ruhr - Teil Drei: Deju-Vu am Flinger Broich


Jessas Maria e Giuseppe, wie schnell haben sich die Tage schon wieder verflüchtigt. Schon wieder Abreisetag, das ist ja fast so eine gefühlte Erlebnisdichte wie beim Hamburg-Ausflug neulich.

Trotzdem geht man den Tag vorm Nachtzug natürlich extremst mellow an. Also das bewährte Pennen so lang geht, ausführlichst frühstücken und die Gänge ganz langsam kommen lassen. So gegen Mittag habe ich eigentlich den Formel 1-Start in Bahrain erwartet, wir haben sogar im Atlas mittels der Zeitzonen rumgerechnet, was 14 Uhr auf der Ölinsel im Persischen Golf bei uns sein müsste. Na ja, hat alles nix genützt, RTL hat endlos Urlaubsvideos seiner prolligsten Mitarbeiter gesendet, nach dem Motto zwei Deppen in der Wüste aufm Kamel, zwei Deppen bei der scharfen unislamischen Bauchtanz-Ische, etc.

Irgendwann dann doch der Start, glaube, es war 13:30 Uhr. Das Rennen lief für Ferrari mal wieder so ab, wie ich mir ein HSV-Spiel wünsche, eher fad, aber sicherer Sieg eigentlich völlig ungefährdet. Zur Kenntnis genommen, aber kein Grund, da bis zum Schluss dran zu bleiben. Also gegen 14:15 los in Richtung der Sache, die niemals langweilig wird.

Vor einigen Jahren war ich ja schon mal bei Fortuna Düsseldorf, das war deren letztes Bundesligaspiel für lange, lange Zeit. Im Rheinstadion gegen den HSV, dieser konnte sich noch für den UI-Cup qualifizieren, DEJA VU!, und die Fortuna war schon abgestiegen. Ich studierte damals in Köln, so dass die Anreise sehr gemütlich war. Weniger gemütlich war es im Stadion, beim HSV war kurz zuvor Uns Uwe Präsident geworden und dieser hatte Felix Magath als Trainer entlassen. War schon seine zweite Entlassung, vorher hat er völlig zurecht Möhlmann rausgeworfen und die Fans erlöst, bei Magath war die Stimmung aber gespalten. So mussten die Grünen damals die unterschiedlichen HSV-Fraktionen bei dem Spiel trennen und nach Schlusspfiff wollten gar nicht mal so wenig HSV-Fans den Spielern gleich am Spielfeld für die wieder mal katastrophal gelaufene Saison auf recht eigenwillige Weise danken. Spiel endete übrigens 1-1 und das reichte durch diverse Zufälle sogar für den UI-Cup, was aber niemanden außer mit interessiert hat. Heute will ja jeder auf Platz 8...

Der HSV hatte bis auf wenige Ausnahmen keine schönen Zeiten seither erlebt, aber was ist das bitte gegenüber den Schmerzen, die den Fans der Fortuna zugefügt wurden. Erst Zweite Liga, dann Regionalliga und dann sogar Oberliga Nordrhein. Und das altehrwürdige Rheinstadion wurde von der Stadt dezent gesprengt, so dass man zurück zu den Wurzeln, also zum Paul Janes Stadion am Flinger Broich, gehen musste. Selbiges wurde recht schön hergerichtet und macht jetzt einen durchaus schmucken Eindruck. Alles nachzulesen unter www.fortuna-duesseldorf.de.

Da ich mich mit den Bussen dahin nicht auskannte und bereits etwas knapp dran war, entschied ich mich für die harte Tour, mit der S-Bahn eine Station vom Hauptbahnhof zum Flinger Broich und von da aus rund einen Kilometer geradeaus laufen. Das klappte ganz gut, ich war rechtzeitig dort. Und glücklicherweise hatte ich mir das Ticket auch schon im Vorfeld gesichert, denn an allen Kassenhäuschen, an denen ich vorbeikam, stand „Ausverkauft“. Anfragen, meine Karte zu kaufen, widerstand ich mühelos, rund 5 Minuten vor Spielbeginn hatte ich meinen Platz eingenommen.

Das Paul Janes Stadion fasst 7.100 Zuschauer und ist ganz gut mit dem Horr vergleichbar, allerdings ist nur die Haupttribüne überdacht. Eigentlich war alles ziemlich ausverkauft, außer dem Gästeblock und paar Stehplätze daneben. Offiziell waren es aber doch nur 5.200 Zuschauer, für ein Oberligaspiel gegen den Weltverein PSI Yurdumspor Köln ist das aber sicherlich aller Ehren wert. Bei Fortuna Düsseldorf darf natürlich eine Reminiszenz an die Toten Hosen nicht fehlen, prompt saßen da auch zwei paar Plätze von mir entfernt. Die Stimmung war ausgezeichnet, die „Türken“ wurden mit eine Alditüten-Choreografie begrüßt und die Fortuna lautstark und sangesfreudig unterstützt, sogar im Wechsel der Tribünen, was mir persönlich ganz besonders gut gefällt, nachdem ich es unlängst bei Fenerbahce live und in Reinkultur erlebt habe.

Großer Jubel dann bereits nach drei Minuten, doch das Tor wurde aus für mich unerfindlichen Gründen vom Schiedsrichter aberkannt. Die Fortunen, bei denen mir nur der Ex-Bundesligaspieler Zeyer bekannt war, machten weiter das Spiel und die Kölner schienen mit einem 9-0-1-System eine klare Priorität auf ein 0-0 ausgegeben haben. Chancen blieben so in Halbzeit 1 Mangelware, aber es war ein flottes und unterhaltsames Spiel.

Die zweite Spielhälfte begann dann mit einem Paukenschlag: Der erste brauchbare Konter von Yurdumspor und ein Stellungsfehler der Düsseldorfer Abwehr brachte dem pfeilschnellen dunkelhäutigen Stürmer, eindeutig der Starspieler der Gäste, eine unerwartete Torchance, die selbiger sicher verwandelte. So konnte ich auch die Gästefans ausfindig machen, rund 15 im Stehblock und 10 auf der Haupttribüne bejubelten ausgelassen die unerwartete Führung. Die Fortuna antwortete standesgemäß mit wütenden Angriffen, die auch die eine oder andere gute Einschussmöglichkeit brachten, aber außer Pfosten, Latte und knapp daneben ging heute einfach nichts.

So trug sich der Mittelstürmer von Yurdumspor ein zweites Mal in die Schützenliste ein und besiegelte die Heimniederlage der Düsseldorfer. Bereits die zweite in Folge und das gegen den Tabellendritten, wobei auch der Zweite, die Amateure von Borussia Mönchengladbach an diesem Wochenende gewinnen konnten. So machte sich bei den Anhängern der Fortuna durchaus Angst breit, dass man die sichergeglaubte Rückkehr in die Regionalliga doch noch verspielen könnte.

Aus heutiger Sicht zeigt sich aber wieder ein schöneres Bild, die Fortuna konnte letztens auswärts gewinnen und den Vorsprung wieder auf 10 Punkte ausbauen. Der sofortigen Rückkehr in die Regionalliga sollte also nichts mehr im Wege stehen und jeder Fußballfan wird dies gutheißen, denn dieser Verein hat in der Oberliga wirklich nichts zu suchen. Und den Flinger Broich kann ich jedem Hoppingfreund nur wärmstens ans Herz legen, das ist Fußball- und Fankultur in der vierten Liga, wie es sie sonst wohl nur mehr in England zu finden wäre. Angesichts des Zuschauerschnitts von 5.300 empfiehlt es sich aber unbedingt, die Eintrittskarte im Voraus zu erwerben.

Mit dem Rückweg vom Flinger Broich war dann eigentlich auch das Ruhrpott-Wochenende in die letzte Phase gegangen. So viele Dinge hätte ich noch machen wollen, extra dafür bin ich schon am Donnerstag angereist. Wiederholung obligatorisch, kann da nur das Fazit sein. Die Nachtzugfahrt lief perfekt, anders kann man das nicht sagen. Da ich nur mehr eine SparNight für ein Raucherabteil bekommen hatte, wollte ich mir eh gleich ein anderes Abteil suchen, denn meines wäre ohnehin voll besetzt gewesen. Am Ende des Zuges entdeckte ich ein leeres Abteil mit sechs Reservierungen Linz-Wien. Perfekter geht’s nun nicht, da ich ja sowieso nur bis Passau fahren wollte.

Einziges Problem war jetzt nur noch rechtzeitig um 5:25 Uhr aufwachen, der Wecker vom akkuschwachen Handy sollte sich um den Job kümmern. Was aber eh Ausweiskontrolle kurz vor Passau, so dass sich auch das von selber löste. In Passau war es saukalt und um nach Hause zu kommen, musste ich mit dem Bus eine Stunde später nach Hutthurm fahren, um von dort mitgenommen zu werden. Hatte natürlich niemand Lust, mich um halb sechs in der Früh vom Passauer Bahnhof abzuholen. So knapp vorm Ziel steht man aber ohnehin über diesen kleinen Problemchen, um 8 war ich schließlich daheim und beendete die Tour de Ruhr standesgemäß mit einem Frühstück, gegen das jedes Kraft-Schwein abgemagert ausgesehen hätte.



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echt netter bericht, wann bist eigendlich wieder in wien oder in ef? Und des, wos da mohrli do in hamburg gessn hat, wor eher ein krieg-vielleicht-mal-kraft-ferckel!

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Hehe, Nachkriegs-Kraftschwein sozusagen, in der harten Zeit wär man froh drum gewesen.

Komme am Dienstag direkt nach dem Cupmatch in Ried wieder nach Wien. Werd auch am Mittwoch den nächsten Gegner von Ried bei Rapid-GAK analysieren, vielleicht kommst ja mit...

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