Ghana 1



 


acn ghana 2008


Ghana 1


Also fangen wir mal an, bevor ich die Hälfte vergessen hab. Kann in Afrika, dem Kontinent schlecht hin für Tagediebe schnell gehen...

Der Lufthansa Flug war mein erster Langstreckenflug mit denen und doch deutlich anders als die asiatischen Spezialisten, die mich in meine südostasientischen Lieblingsländer bringen. Obwohl deutlich teurer. Kein nennenswertes Unterhaltungsprogramm und über das Essen hüllen wir den Mantel des Schweigens. Also von einer Singapure, Malaysian, JAL und wohjl auch Emirates (hatte ich auch noch nie) soweit entfernt wie Ryanair von Kundenfreundlichkeit. Somit ist also die Frage beantwortet, wie macht der Kranich jedes Jahr diese gigantischen Gewinne, trotz Dollarschwöche, Ölpreiseskalation und den 99 Euro-Tickets, mit denen die Leute auswärts nach Zürich und München fliegen. Eben genau mit diesen Monopolstrecken nach Afrika beispielsweise.

Trotzdem ging es alles recht zügig und zumindest die Alkohlvorräte waren ausreichend, auch wenn die Stewardess nie das richtige dabei hatte, was Wechsel zwischen Baileys, Campari Orange and Gin mit Tomatensaft zurfolge hatte. Zwischendurch auch immer mal das eine oder andere Stündchen geschlummert. Also Lagos ganz zügig erreicht, aber da gammelt wir erstmal ausführlich rum. Tanken uns so angeblich. Dafür war jetzt ordentlich Platz im Flieger, da die Hälfte ausgestiegen ist und keine neuen Passagiere an Bord kamen.

Mit etwas Verspätung gegen 19:30 in Accra gelandet, wo der Flughafen sehr ausführlich für den Afrika Cup dekoriert worden ist. Natürlich die Schlage bei der Immogration so gewählt, dass ich als wirklich absolut letzter drankam. Dafür dann beim Zoll, der wirklich ausführlich die Koffer kontrolliert als einer der wenigen durchgewunken worden, hatten offenbar keine Lust mehr. Einen Stadtplan oder irgendeine halbwegs vernünftige Info bei den diversen Touristeninfoständen zu bekommen, klappte aber nicht, es gab nur Sinnlosigkeiten wie eine Broschüre über den Flughafen.

Jetzt aber der spannende Teil, klappt der Abholservice vom Hostel und steht da irgendwer mit einem Schild mit meinem Namen drauf? Die Klärung würde einige Zeit in Anspruch nehmen, da es auf dem Flufhafen beim Ausgang sagen wir mal sehr kebendig zugeht. Aber ruckzuck springt mir das Fankönig-Schild entgegen und ein älteres Ehepaar begrüßt mich mit dem, was sich jeder Reisende wünscht, dem Empfang im Stil eines „Father-Son-Welcome“. Komischerweise haben sie wohl schon seit 17 Uhr gewartet, obwohl ich zwei Mails mit „19:00 with LH from Frankfurt“ geschrieben hab.

Im Auto zum Hostel fiel die Aufregung des Tages dann zügig von mir ab, bis ich erfahren habe, dass das nicht der Cheffe vom Hostel mit seiner Frau, sondern die Schwester vom Cheffe mit ihrem Mann ist. Ihr Bruder hat „problems to fix“, deshalb hat er sie geschickt und ich werd auch bei ihnen wohnen statt im hostel. Nach so einem Tag will man ja jetzt gerade nix von „problems“ hören, aber ich konnte eh nur der Dinge harren die mich erwarteten, was auch sonst mitten in der Nacht in Ghana mit zwei Rucksäcken. Ich sagte aber schon, dass ich dann irgendwann ins Hostel möchte, um andere Traveller bzw. „Friends“ zu treffen.

Am Heimweg wurden mir gleich die Häuser von Tony Yeboah und Abedi Pele (der will übrigens im Dezember „our next president“ in Ghana werden) vorbei. Nett, nett, aber sehr europäisch. Aber dass meine Gastgeber in der selben Gegend wohnen, zeigte schon mal, dass sie auch nicht zu den Ärmsten gehören. Das bestätigte sich dann auch voll und ganz, es war ein sehr schönen Haus, mit prächtigem Innenhof und von einer hohen Mauer mit Stacheldraht umgeben. Auch mein Zimmer war tipptopp und so konnte ich beruhigt ins Bett sinken, da alle Fenster gut mit Moskitoschutz abgedichtet waren, musste ich mich auch um nix mehr kümmern.

Dann brachte die Cheffin auch noch die Message, dass ihr Bruder wohl seine problems gefixt hat und mich morgen nach dem Frühstück wieder abholt. Aufgrund des sehr hohen Wohlfühlfaktor meiner aktuellen Unterkunft war ich darüber jetzt aber gar nicht mehr so erfreut.

Die erste Nacht in der Hitze hab ich dank eines sehr leistungsfähigen Deckenventilator gut überstanden und nach einem opulenten Frühstück mit einem leckeren Gemüseomelette als Highlight, relaxte ich dann erst mal im Innenhof auf der Veranda im Stile eines Plantagenbesitzers. Nur das Treiben auf der Straße konnte ich wegen der Mauer nicht beobachten.

„Leider“ kam dann tatsächlich sehr zügig der echte Chef. Ich hatte ja schon große Bedenken, dass die“Problems“ irgendwas ganz schlimmes wie ein Todesfall in der Familie sein würden, aber da er bester Laune war, dürfte es dann doch wohl eher die Überbuchung seiner Hütte gewesen sein, was es dann auch war.

Also zusammenpacken und umziehen mit der Garantie „besser wirds nicht“. Zwar richtig, aber wie mir Dir sehr lange Fahrt durch Accra zeigte, war die noble Behausung weiter von der Stadt weg als der Flughafen und da draussen alleine die Abende rumhocken bringt ja auch nix.

Das „echte“ Hostel war allerdings auch nicht unbedingt Zentral und dass ist in Accra wegen des gigantischen Verkehrs etwas uncool. Diese Stadt schreit nach einer S-Bahn wie wohl kaum eine zweite, denn der öffentliche Transport mit hundertausenden schrottreifen Minibussen (Tro-tros) ist eine Sache für sich.

Wie schon erwähnt, dass problem waren die zuviele Gäste. Aber Cheffe baut extra einen weiteren Trakt an, der unglaublicherweise auch bis zum Wochenende fertig werden soll, wenn weitere sich Europäer zum Afrika Cup angemeldet haben. Irgendwann gegen Mittag räumte dann endlich eine neuseeländische Großfamilie, das Zimmer auf das außer mir bereits Andrew, ein Amerikaner aus Wisconsin wartete, der in der Früh ankam und leicht angeschlagen von der 30 Stunden Anreise war.

Hatten wir beim warten noch den Plan gefaßt, nachmittags gemeinsam in die Stadt zu Gurken, ging er aber dann Sekunden nach Bezug des Zimmers sofort K.O. Ich beschäftigte mich erstmal mit meinem Moskitonetz, denn die Insektennetze an den Türen und Fenstern waren nicht so überzeugend. Der Baldachin überm Bett machte dann auch ordentlich was her und es ist ja so, macht man sowas nicht gleich, dann liegt das Moskitonetz zwei Wochen unausgepackt im Rucksack.

Drei Dinge standen jetzt auf dem Plan, Tickets für die Matches, was essen und das Tro-tro System kapieren. Letzeres kann man zwar relativ einfach durch ghünstige Taxis personalisieren, aber das kanns ja nicht sein. Neben „Take nothing but fotos, bring home nothing like memories and leave nothing but footprints” lauetet das Motto für korrektes Reisen “When in Rome, do as the Romans do”. Was dazu führte, dass das bereits aus Indonesien bekannte, der Minibus fährt nur dann, wenn alle Plätze belegt sind und der Rest des Minibus auch noch komplett mit Leuten gefüllt ist“-Prinzip, griff. Anders als bei den Indos ist der Minibus aber immer sofort voll. Accra ist eine sehr lebendige Stadt und alles spielt sich auf der Straße ab. Rund 2.000 Ghana-Merchandising-Verkäufer (WM 2006 Autofahnenalarm!) säumen dabei jeden Kilometer und dazu kommen noch die normalen Straßenhändler für die täglichen Dinge des Lebens und vor allem Snacks und Getränke.

Fad wird einem bei der sehr zählen Fahrt über holpringe Straßen aber nicht, es gibt immer was zu sehen und vor allem zu lesen. Gemalte Werbung ist hier sehr populär und jede kleine Bude am Straßenrand hält über der Tür auch religöse Weisheiten bereit. Das geht von 08/15-Srüchen wie „God is great“, „Jesus is wunderful“ und natürlich „Inshallah“ (paar Moslem gibts auch“ bis hin zu Weltklassesätzen wie „Not I created this, but god“. Bei dem halbverfallen Bretterverschlag weiß man jetzt natürlich nicht, ob das als Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer, als Entschuldigung oder gar als Vorwurf an Gott zu verstehen ist.

Irgendwann erreichten wir dann auch den Hauptplatz. Platz ist nicht ganz korrekt, denn Accra ist eine typische ungeplante Riesenstadt. Es gibt so gut wie keine Landmarks oder Achsen, die Orientierung erfolgt über riesege Kreisverkehre. Der wichtigste davon der Nkrumah, aber da es kein wirkliches Zentrum gibt, hilft auch das nur bedingt. Accra ist einfach eine riesige Krake, die sich in alle Richtungen außer auf den Ozean raus, immer weiter ausgebreitet hat und damit wohl auch nicht aufhört. Naja um zig Millionen Menschen praktisch ohne mehrstöckige Häuser unterzubringen, braucht es wohl in etwa die Größe von Schleswig-Holstein.

„Nobody likes Accra“ beginnt der Reiseführer daher auch das Kapitel, was aber so nicht stimmt, denn mittlerweile mag zumindest ich Accra. Aber damals (also Montag) natürlich noch nicht. Das was ich mir am Stadtplan als interessante Hauptstraße im Zentrum für einen ersten Walk ausgesucht hab, entpuppte sich eher als mehrspurige Autobahn gänzlich ohne irgendwelche Sehenswürdigkeiten. Die Ticketsuche hatte als erstes Ziel das Zentrum der Cuporganisation, was mich zwar nicht viel weiter brachte, aber ich glücklicherweise interessante Leute kennenlernte, die im späteren Verlauf noch mal wichtig werden sollten. Tickets soll es in den Postämtern und den Filialen der GCB Bank geben, die Detailinfos reichten von „Alles ausverkauft“ bis „Vorverkauf hat noch nicht begonnen“.

Nerv für weitere Nachforschungen hatte ich dann natürlich keinen mehr, aber Hunger. Also ein einladendes Restaurant gewählt, das auch in irgendeinem Reiseführer erwähnt wurde für „gut, günstig und typisch“.

Das stimmte auch alles, ebenso wie meine Erinnerung an ein afrikanisches Restaurant in Wien, dass ich Fufu nicht mag. Bestellt hab ich Groundnut (keine Ahnung was das ist)-Soup mit Fleisch und Fufu. Das Fleisch war total ungenießbar wie zu erwarten war. Nur Knochen und Fett. Die Sauce war allerding scharf und schmackhaft. Fufu ist eine zähe Masse, die aus Yams hergestellt wird. Leute, die es mägen, vergleichen es mit Kartoffelbrei, nur zäh. Mir ist das zu zäh, außerdem reichte die Portion für eine vierköpfige Familie, 3 Euro waren da sicher ein guter Preis. Knapp die Hälfte vom Fufu und ordentlich was von der Sauce machten mich entsprechend satt.

Also zurück zum Circle und nach langem Suchen die Trotros für die Rückfahrt gefunden. Im Hostel dann dem Chef, der von seinen Kunden also auch von mir „Uncle“ genannte wird (seine Frau „Auntie“ also Tante“), von meiner erfolgreichen Trotro-Mission berichtet, was er mit großen Respekt quittierte. Das Motto dieses Hostels geht „Your home away from home“ und das kann ich gänzlich unterschreiben bisher. Man kann im Wohnzimmer abhängen, im Innenhof ist es gemütlich und sogar auf dem Dach. Wer denn will, kann auch die Küche benutzen und alles andere außer dem Schlafzimmer von Uncle und Auntie.

Während ich also mit den anderen Travellern im Hof abhing, kam sehr spät noch ein weiterer Gast, der ins Zimmer von mir und dem Amerikaner verfrechtet wurde, Chris aus Bournemouth in England. Leider enttäuschte der mich gleich mit der Feststellung, dass „Support your local team“ nicht seine Welt ist und er sich nur für Liverpool interessiert und nicht den AFC aus seiner Heimatstadt. Aber auch er war sehr OK. Mal sehen, ob das vierte Bett auch noch belegt wird im „Kofi Dorm“.

Duschen spielt sich nur kalt ab, beziehungsweise warm halt, siehe Außentemperatur von konstant um die 30 Grad. Aber kein Mensch würde hier auf die Idee kommen, sich mit einer heißen Dusche abzukühlen. Da ich reichlich K.O. war, ging es früh ins Bett.

Auch wenn es sich anfühlt, als wäre man schon etliche Wochen hier, es ist erst Dienstag, der zweite Tag. Ein Frühstück kann man bei den Onkel-Töchtern bestellen, Omelette, Nescafe oder Tee, weiches Brot, Marmelade, Standardprogramm. Heute war allerdings Taxi angesagt, der Trotro-Job war ja schon mit Auszeichnung erledigt worden und die komplette Besatzung vom „Kofi Dorm“ zog gemeinsam los. Wer handelt den ersten Taxi-Preis aus, Andrew meldet sich freiwillig. Als Vorgabe bekommt er für eine Fahrt zum Leuchtturm ganz im Süden 4,50 Cedi (3 Euro) mit, läßt sich leicht durch 3 teilen. Als Ergebnis präsentiert er 6 Cedi, kann man fürs erste Mal durchgehen lassen. Die Taxifahrt dauert zwar wegen dem Verkehr elend lang, aber der Fahrer ist ein aufgeschlossener Kerl, so dass viel gequatscht wird. Allgemein sind die Leute in Ghana extrem freundlich, nett und sympathisch. Ich hab mal beim Aussteigen aus einem Trotro das Handy verloren und die Frau daneben ist mir gleich damit nachgelaufen. Aber auch ansonsten sind die Leute supernett und man muss schon mal mühsam verhindern, dass der Sitznachbar nicht die Busfahrt für einen zahlt. Also ein Land welches völlig anders ist, als die nervigen Dauerstresser in Tunesien und vor allem Marokko.

Leuchtturm war unspektakulär, aber man hat schöne Ausblicke über den Hafen und das Meer. Selbiges gilt dann für das Fort in der Nähe, eines der zahllosen, von denen die Sklaven der Goldküste verschifft wurden.

Dann eine GCB Bank entdeckt und einen Verantwortlichen für die Ticktes gefunden. Der hat zwar aktuell null, geht aber davon aus, dass für Nigeria-Elfenbeinküste heut oder morgen welche reinkommen. Er schreibt meinen Namen und Telefonnummer (eine einheimische SIM-Karte hab ich natürlich als allererstes besorgt) in das reservierungsbuch und wird sich melden, wenn die Karten kommen. Für das Eröffnungsspiel Ghana-Guinea sieht es aber sehr schlecht aus. Bei der Post ums Eck hatten sie dann immerhin Karten für das zweite Spiel in der Ghana-Gruppe, Marokko-Namibia (Collin!!!). Gleich für 4 Cedis (knapp 3 Euro) zugeschlagen und die Tickets sind auch sehr schick und haben sogar ein Hologramm und einen Chip für die Security.

Damit war ich erstmal zufrieden und wir spazierten weiter zum Independent Square. Der ist für große Paraden im sozialistischen Stil bestens geeignet mit hochprofessionellen Tribünen drumrum und riesigen sinnlosen Momumenten. Sowas gefällt mir bekanntlich, alte Sowjetschule. In der Mittagshitze gingen wir dann aber KO, speziell unser Freund aus England hatte seine käsige Hautfarbe in einen knallroten Kopf gewandelt. Noch schnell das Stadion gespottet, welches von außen wirklich state of the art aussieht, i grei mi scho so. Ziel eine Restaurantgegend und Chris will sich an der Vorgabe 1,50 Cedi versuchen. Er meldet dann auch sofort Erfolg, aber da ich vorne sitze, muss ich die 1,50 nochmal nachverhandeln, weil der Taxifahrer wegen dem „Traffic Jam“, der mindestens 3 Cedi wert wäre, rumjammert.

Da der Verkehr aber eh harmlos war, bleibt es bei den 1,50 und wir finden nach einigem Suchen „The Orangery“, nachdem der „Honest Chef“ sich offensichtlich schon aus dem Restaurantbusiness zurückgezogen hat oder wir dran vorbeiglaufen sind. Das restaurant bietet neben Ghana-Food auch viel euröpäisches, Pasta und sogar Moussaka, daneben auch kurioserweise oftmals „brazilian“ im Name der Speisen. Da wir alle frisch in Ghana sind, ist die Motivation aber noch sehr gut, was das einheimische Essen betrifft. Ich bestelle aber kein Fufu mehr, sondern das zweite, was immer zu haben ist, Banku. Das ist auch wesentlich besser, es handelt sich um einen Maisteig, der zwar auch ungekocht, aber fermentiert und somit angenehm sauer schmeckt, jedenfalls interessanter als die Yamswurzel vom Fufu. Dafür habe ich diesmal mit der Sauce etwas weniger Glück, da sind nämlich Sardinen drin, die sind nicht mein Fall. Andrew hat aber was superbes erwischt, eine marokkanische Tajine mit Couscous, superlecker, bestelle ich auch bei der nächsten Gelegenheit.

Nach dem Essen wollten die anderen gleich zurück, ich musste aber noch Geldwechseln und wollte auch noch nach Bussen in die anderen Städte schauen, da wir grad da waren, wo die Busstation sein sollte. Die hab ich nicht gefunden, aber Geld gewechselt, dann musste ich der Hitze Tribut zollen und den tag zügig beenden.

Das war der Plan, aber im Hotel hab ich einen der Leute, die ich gestern beim Organisationsbüro getroffen hab, angerufen. Und Tony, ein Sportjournalist aus Ghana meinte, ich soll heut um 19:30 Uhr wieder beim Büro sein, da wäre ein wichtiges Meeting. Das geht sich locker aus und nach einer schnellen Dusche machte ich mich auf den Weg. Da der Taxifahrer aber ziemlich unfähig war, kam ich erst kurz nach 19:30 Uhr an, aber es herrschte ohnehin grad Chaos dort. Tony meinte, wir fahren zu einem Treffen mit dem Superchef, dem Mann, der den Afrikacup nach Ghana geholt hat. Also den Franz Beckenbauer von Ghana, da ja Martin Sonneborn hier niemand kennt. Der hat mehrere Leute zu einer kleinen Begrüßung eingeladen und offensichtlich auch mich und noch zwei weitere Weiße, Engländer die für Al Jazira arbeiten und ebenfalls zu Tonys riesigem Kontaktenetz gehören.

Es sollte irgendwo mit einem Shuttlebus hingehen, da der nicht kam, wurde in diversen Privatautos gefahren. Das Ziel der Reise war das französische Restarant „Le Tandem“ mit französischem Chef und frischem Baguette. Dank des weltweit immer aktuellen Themas Fußball, war Smalltalk kein Problem, der Herr neben mir am Tisch kam aus der Elfenbeinküste und wir konnten uns ausführlich über die skandalöse Nichtnominierung von Guy Demel unterhalten. „Ein Defensivallrounder wie Guy ist in so einem Turnier extrem wichtig“, da waren wir uns einig und das sahen auch die Ghaner, die ansonsten todtraunig wegen der Verletzung von Steven Appiah waren. Davon wußte ich natürlich, weil das ganze Land von nix anderem redet, als ob dieser Verlust kompensiert werden kann.

Nach einer Belobigungsrede vom Vize-Kaiser für den Kaiser wurde ein ausgezeichnetes Menü serviert, auch der Wein war super, nur inwieweit mir das in der Kartenfrage weiterhelfen würde, war etwas unklar. Ich kann ja wohl kaum beim Chef vom Organisationskomittee, der im übrigen unzählige weitere Verdienste für die ghanaische Wirtschaft vollbracht hat, wie ich mittlerweile weiß, hingehen und ihm auf die Schulter klopfen „Ey Alter, was ist mit Karten fürs Eröffnungsspiel“. Da der Wein ständig nachgeschenkt wurde, war mir die Kartensache dann aber ohnehin irgendwann egal. Die Ehrenträger verabschiedeten sich dann ohnehin zügig, aber mir wurde noch der Präsident vom ghanaischen Journalistenverband vorgestellt, 150 km schwer, 2 Meter groß und in riesige bunte Stoffbahnen gehüllt, so muss ein Präsident aussehen.

Irgendwann verlief sich das ganze und die beiden Engländer, der Ivorer, Tony und ich waren die letzten. Es folgte eine sehr kuriose nächtliche Taxifahrt komplett durch Akkra. Da wir die selbe Richtung hatten, fuhr ich gemeinsam mit dem Ivorer, ich musste allerdings deutlich weiter. Nachts in Accra ist anders als Tag. Während man sich tagsüber nie unsicher fühlt, ist dann im Dunkeln deutlich anders. Für Sicherheit sorgt die Militärpolizei mit diversen Straßensperren, bei denen einem schön mit der superhellen Taschenlampe ins Gesicht geleutet wird. Die ersten drei passierten wir ohne Einwände, bei der dritten wurde der fehlende Sicherheitsgurt des Fahrers moniert und wir mussten rechts ran. Dort wurden wir mehrere Minuten lang komplett ignoriert, bis unser Fahrer ausstieg, um schon nach 10 Sekunden mit extrem schlechter Laune wiederzukommen. Allerdings durften wir auch sofort weiterfahren, weshalb ich mir aber keineswegs die Schlussfolgerung erlaube, dass der Fahrer die Einnahmen dieser Fahrt komplett beim Soldaten abgeliefert hat.

Mein Mitfahrer ignorierte das ganze komplett und telefonierte die ganze Zeit am Handy, mit dem Chef des Didier Drogba-Fanklubs in London. Auch mir ließ er einen kurzen Smalltalk mit diesem Herren angedeihen, der war aber sehr kurz, denn wir kannten uns ja nicht. Der Kollege stieg dann aus, nicht ohne dem Fahrer genaueste Instruktionen zu geben, was die Weiterfahrt zu meinem Zielpunkt betrifft. Offensichtlich befürchtete er, dass der Fahrer seine schlechte Laune an mir ausließ und gab mir dann noch seine Telefonnummer mit der Bitte ihn anzurufen, wenn ich sicher mein Ziel erreicht hatte. Sehr fürsorglich!

Nun machte sich die Trotroerfahrung bezahlt, denn ich kannte den Weg halbwegs und konnte den Fahrer in Darkuman auf die richtige Straße lotsen. So ging schnell der Clearance Call nach Zielerreichung raus und im Hostel schliefen die meisten schon. Andrew saß mit einer Stirnlampe im Innenhof erzählte mir, dass in unserem Stadtteil heute abend Stromausfall war und alles mit Kerzen beleuchtet wurde, weil die Leute darauf vorbereitet sind. Kleine Stromausf genau in diesem Moment, in dem ich das schreibe, legt ein weiterer Stromausfall zwei Stunden alles lahmälle sind nix besonderes (wie wahr, aber gottseidank denk ich mit und speicher nach jedem Absatz ab). Egal, das sollte fürs erste eh langen.

Wie es weitergeht, was die Ticketsuche macht und warum die Militärpolizei im Gegensatz zum Rest des Lander schweinemies drauf ist, demnächst!



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super geschichte! wie bist du zu diesem tony gekommen? hast du den schon vorher gekannt oder im ok-büro kennengelernt?

grossartig: "not i created this, but god".

noch erlebnisreiche tage, ich freu mich aufs nächste update.

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unterhaltsamer schrieb. weiter so!

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schöner erlebnisbericht für unseren grauen alltag, merci

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echt feine sache!

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