Wie angekündigt hier nun das letzte Kapitel meiner Reise



 


mario reise


Wie angekündigt hier nun das letzte Kapitel meiner Reise


In Esfahan hat sich die Hotelzimmersituation auch am folgenden Tag nicht wirklich entspannt, aber immerhin bekamen wir ein Dreibettzimmer, leider nicht zum Doppelzimmerpreis. So haben wir für iranische Verhältnisse nicht wenige 90.000 Rial gelöhnt, in Euro sind das aber überschaubare 10,50. Esfahan ist aber wirklich jeden Euro wert, es ist die mit weitem Abstand schönste Stadt des Irans. Die Atmosphäre in den Teehäusern am Fluss, in denen man bis 2 Uhr morgens sitzt, Tee trinkt, Wasserpfeife raucht, ist einfach wunderbar, speziell mit den Belastungen der Vortage und Wochen im Hintergrund. Am 25.3. hatte Gamsy Geburtstag, so dass wir den Tag mit einem kollosalen Frühstücksbuffet im Grandhotel Abbasi begannen. Da kost das Zimmer dann schon über 100 Euro, aber es gibt im Iran genug Besserverdienende, die sich das leisten können. Das Frühstück kann sich aber bei 26.000 Rial zumindest auch jeder Rucksacktourist leisten. Allein schon das Ambiente mit den riesigen Prucksälen aus 1001 Nacht sind das wert. Gegen Abend hatte unser Hotelmanager dann noch eine Überraschung parat, die einer der beiden Franzosen organisiert hat – eine Flasche Wein! Zwar ungefiltert und getarnt in einer Colaplastikflasche, aber wirklich alkoholhaltiger Wein. Zum Thema Alkohol und Iraner aber später noch mal mehr.

In Esfahan organisierten wir auch zwei wichtige Zugtickets, das für den Nachtzug von Esfahan nach Teheran und das von Teheran nach Istanbul. Zum Bahnhof wollten wir uns mit zwei Münchner Studenten das Taxi teilen, doch hier erwischten wir mal wieder einen selten dämlichen Taxifahrer. Erst brachte er uns trotz x-facher Hinweise zu einem der Busbahnhöfe in Esfahan und dann verlangte er von dort, nachdem er trotz seiner Doofheit verursachten Fahrt ans andere Ende der Stadt, einen viermal so hohen Fahrpreis zum Bahnhof. Da der aber nun an die 20 km entfernt war und der Zug in 30 Minuten fuhr, mussten wir erst mal einwilligen. Planlos trödelte der Taxler Richtung Zugbahnhof und verfuhr sich dabei mehrmals. Wäre fast explodiert auf dem Beifahrersitz. Natürlich bekam er nicht seinen Fantasiepreis, aber wir haben den Zug dank mehrere Interventionen von mir, ich konnte nämlich die Schilder lesen, während der Fahrer auf 50 cm ranfahren musste, um was zu erkennen. Im Zug dann ewig die Fahrscheine nicht gefunden, sie waren in einem der Reiseführer. Blöderweise fährt der Zug so, dass er um 4 Uhr morgens schon in Teheran ankommt, früher fuhr er von 23 Uhr bis 7 Uhr, jetzt intelligenterweise von 20 bis 4 Uhr.

Teheran ist leider wirklich genauso schlimm, wie alle Bücher und Iraner sagen. Wo andere Städte Fußgängerzonen haben, da gibt’s in Teheran 6-spurige Autobahnen im Kern der Stadtmitte. Bis auf ein paar Parks hat man immer das Gefühl, im weltweiten Zentrum der Luftverschmutzung entlang zu gehen. Das einzig Interessante sind die genannten Parks und einige Museen, die von Ausländer gesalzenste Eintrittspreise rauspressen. Allerdings hat das Hauptmuseum auch noch einen Grossteil des Bestandes nach Basel verliehen für die dortige Persepolis-Ausstellung. Persepolis wurde ohnehin langsam zum Reizwort, erst gibt’s vor Ort fast nix zu sehen mit der Begründung „Ist im Museum in Teheran“, dann dort „Ist im Museum in Basel“. Wenn wenigstens ein Fussballspiel gewesen wäre, aber da sind wir wieder beim leidigen „No Ruz“. Dafür hab ich in Teheran wenigstens den besten Döner (Türkei und Iran) gegessen, Ecke Jomhuri e Eslami / Saadi. Und eine sehr schöne Wasserpfeife wurde im ansonsten uninteressanten Bazar erworben. Fazit: Ein Tag reicht für Teheran völlig aus, wenn man nicht in die Alborz Berge im Norden der Stadt will.

Die Fahrt im Trans Asia Express von Teheran nach Istanbul sollte auch ein besonderes Erlebnis werden. Mehrere Tage im Zug sind eigentlich nichts, worauf man sich sonderlich freut, aber da die Rucksäcke schon ziemlich schwer waren, sieht man das erst mal als große Erholungssache an. Neben der Wasserpfeife hatte ich auch einen Teppich dabei, den sich einer der Franzosen gekauft hatte, die auf dem Landweg nach Peking sind. Der hatte mich gebeten, den Teppich von Deutschland aus zu sich nach Hause zu schicken, weil er ihn logischerweise nicht mit nach Peking und Russland nehmen wollte, er ist noch bis September unterwegs. Der Zug ist ein Luxuszug der seinesgleichen sucht, die Fahrt kostet rund 45 Euro, das ist zwar weit mehr, als wenn man mit Umsteigen nach Istanbul fährt, aber der Transasia ist natürlich nicht irgendein Zug, nur erste Klasse, alle Abteile sind mit schönen Teppichen ausgelegt, etc. Und man muss die 45 Euro natürlich auch in Relation zu den vielen tausend Kilometer von Teheran nach Istanbul checken.

Am Bahnhof in Teheran mussten wir das einzige Mal auf der gesamten Reise die Rucksäcke entleeren, wurde aber nur recht oberflächlich kontrolliert, lediglich der 1000 Euro-Teppich des Franzosen stieß auf gesteigertes Interesse. Im Zug hatten wir dann erst mal ein Abteil mit vier Schlafplätzen für uns alleine und es ging zügig Richtung Grenze. An der iranischen haben wir dann allerdings konservative 5 Stunden verbracht, an der türkischen wieder drei, die Passkontrollen waren derart unorganisiert vonstatten gegangen, dass man als Nordwesteuropäer wieder mal Grund genug zum Ausflippen gehabt hätte, aber man reißt sich ja doch immer wieder erfolgreich zusammen. Sehr schön war dafür der Moment des Grenzübertritts, die Frauen ziehen sich umgehend den Schleier nach hinten bzw. ganz runter und die iranischen Männer haben beim ersten Halt in der Türkei den Bierstand am Bahnhof komplett leergekauft und sich umgehend im Zug die Kante gegeben.

Wir kamen also am Van-See in der Türkei mit fast fünf Stunden Verspätung und mitten in der Nacht an. Dabei wird der Zug nicht auf eine Fähre verladen, wie ich glaubte (theoretisch ginge das, wird wohl bei Gütertransporten auch gemacht), sondern nur die Passagiere, die dann auf der anderen Seeseite direkt in einen anderen Zug einsteigen können. Die Überfahrt mitten in der Nacht in einem sehr kleinen Raum war alles andere als ein Vergnügen, an Schlaf war nicht zu denken. Im türkischen Zug dann hatten wir zu unserer sehr großen Überraschung ganz neue Plätze weit auseinander im Zug. Ich war mit drei Iranern (Vater, Mutter, Tochter), die keine Muslime, sondern Anhänger der mir unbekannten Baraj-Religion waren, im Abteil. Die Tochter war extrem hübsch und sprach hervorragend Englisch, was für die nächsten Stunden eine ideale Konstellation war. Da muss ich jetzt überhaupt mal einigen zustimmen, dass es gerade im Iran enorm viele extrem hübsche Mädels gibt. Mehr als in jedem anderen Land, in dem ich bisher war! Somit verging die Zeit bis Kayseri ziemlich schnell, ab dann war ich alleine im Abteil und die Verspätung des Zuges lag schon bei 6 Stunden.

Eigentlich wollten wir nur bis Ankara und von dort mit dem Zug nach Izmir, aber dank Sonntag waren alle Züge ausgebucht, so sind wir doch bis Istanbul gefahren (insgesamt an die 75 Stunden!) und da in unser altes Hostel von vor vielen Wochen, das Gezginci, eingecheckt, wo wir mit großer Begeisterung empfangen wurden und trotz der substanzzehrenden Zugfahrt bis spät in die Nacht von den Reiseerlebnissen berichteten. Wir wollten nun mit einer Fähre/Zug-Kombi nach Izmir, um nicht schon wieder den ganzen Tag im Zug zu verbringen, aber das klappte natürlich nicht. Die Fähre wäre schon um 7 Uhr gefahren, wir waren erst um halb 10 am Hafen. Also zurück zum Bahnhof im asiatischen Teil und wieder zurück Richtung Ankara bis Eskisehir, um dort nach Izmir umzusteigen. Diese Stadt steht zwar in keinem Reiseführer, stellte sich aber bei unserem 5-stündigen Aufenthalt als echter Geheimtipp heraus. Viele extrem gemütliche Lokale und Cafes am Fluss, sauberer als Istanbul und relaxter als Ankara.

Auch Izmir ist eine empfehlenswerte Destination, der gesamte Hafenbereich bis ganz nach Norden ist ein einziges Gastronomieviertel mit vielen schönen Kneipen, Cafes und Restaurant. Auch im „Kültürpark“ lässt sich ein halber Tag gut verbummeln, denn große Sehenswürdigkeiten gibt es hier nicht. Dafür war dann Bodrum zuständig, das allerdings leider nicht per Zug erreichbar ist, die Eisenbahn endet in Söke. Die Kreuzritterburg in Bodrum ist allerdings jede Anreise wert, auch wenn die Bezeichnung „Castle of St. Peter and Museum of Underwater Archaeology“ ein kleiner Trick ist. Das Museum befindet sich nicht Unterwasser, lediglich die Ausstellungsstücke sind vom Meeresboden hochgeholt worden. Gebaut wurde die Burg größtenteils mit den Steines eines der Sieben Weltwunder der Antike, dem Mausoleum von König Mausolos in Halicarnassus, das heute Bodrum heißt. So besuchswert die Burg ist, so sinnlos ist der Eintritt zum Mausoleum, das ja für die Burg abgerissen wurde. Zu sehen gibt’s da fast nix mehr, also nur für Sammler der Sieben Weltwunder interessant.

Nach Bodrum folgte noch Ephesus, hierzu muss man in den sehr angenehmen Ort Selcuk, in dem man außerhalb der Hauptsaison erstklassige Übernachtungsmöglichkeiten zu höchst friedlichen Preisen vorfindet. Sollte jemand mal hier hinkommen, dann empfehle ich die Pension Homeros, hier gibt es neben sehr billigen Zimmern auch extrem schön dekorierte Räumlichkeiten und Muttern macht prima Frühstück und Abendessen. Ephesus selbst ist schon sehr beeindruckend, vor allem wenn es nicht ganz vollgepackt mit Touris ist, was aber im Sommer wohl definitiv der Fall ist. Ein guter Reiseführer ist hier unverzichtbar, wenn man sich keine teure Tour leisten will. Auch das Ephesus-Museum in Selcuk sollte man nicht auslassen, derzeit läuft da neben dem Ephesus-Programm auch eine ziemliche reißerische, aber sehr gut gemachte Gladiatoren-Ausstellung. Das Museum war dann der Abschluss, denn am Abend ging es zum Flughafen, dort aber erst um 3:35 Uhr los, der letzte Zug zum Flughafen fährt um 18 Uhr, der letzte Bus (sechsmal teurer) um 19:30 Uhr. Tja und um das ganze abzurunden, ging der Flug mit der Germanwings nach Köln, so dass eine weitere ausführliche Zugfahrt fällig war ;)

Allerdings ist die Germanwings sooooo viel billiger als die anderen, dass man halt nicht dran vorbei kommt. Im Zug hab ich dann das erste Mal ausführlicher die WAP-Funktion des Handys genutzt, um mich über den höchst erfreulichen Sieg gegen Bielefeld zu informieren.



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