Kleine Eskalation so zwischendurch...



 


Suedostasien Extravaganza 2006


Kleine Eskalation so zwischendurch...


So, der heutige Tag schreit nach einem größeren Bericht, auch wenn das Internet teuer und langsam ist. Ich bin mittlerweile im Dschungel in der Taman Negara, wollte ein paar Naturtage einlegen.

Das Dschungelcamp habe ich von Singapur nach 1 Stunde Bus, 10 Stunden Zugfahrt, noch mal 30 Minuten Bus und drei Stunden sehr dubioses Boot auch erreicht. Eine Nacht im Hotel war auch dabei, in einem Stueck geht das gar nicht. Ein echtes Camp, Holzverschlaege mit Stockbetten und Moskitonetz, sonst nix. Aber die Natur ist schon atemberaubend, auch wenn ich bisher nur den Fluss kenne. Aber wie ihr seht, gibt es auch im Dschungel Internet, aber extrem langsam und sauteuer.

Gestern abend habe ich dann gleich eine kleine Gruppe für den Treck in den Dschungel zusammengestellt. Diese bestand aus einem slowenischen Hippie-Arzt, einem schwedischen Informatiker und zwei sinnlosen BWL-Studentinnen, eine Österreicherin und eine Deutsch-koreanierin. Ziel sollte eine Höhle im Dschungel sein, die Fledermäuse, tolle Gesteinsformationen und anderes Höhlenzeugs zu bieten hat. Der Vorteil an der Gruppe, alle sprechen deutsch, der Nachteil, die deutsche Koreanerin ist eine echte Nervensäge, die Österreicherin hingegen für eine BWL-Studentinnen (nur Juristinnen sind noch weniger umgänglich) ganz in Ordnung.

Treffpunkt war 8:30 Uhr und als ich um 8:45 Uhr kam, nörgelte die Nervensäge doch tatsächlich gleich. Da beschloss ich, dass sie bei erster Gelegenheit im Dschungel über Bord gehen wird. Ein weiteres Problem und deutlich bedeutenderes war freilich, dass es ziemlich regnete. Wer würde mit sowas im Regenwald zur Regenzeit schon rechnen? Die Folge davon schlammig, glitschig, nicht so gut. Naja, los ging es und ich hab erstmal dem Schweden die Führung überlassen, der hatte nämlich ebenso wie ich eine Karte. Ging natürlich schief, schon auf dem Gelände des Park Hauptquartiers der Taman Negara sind wir flasch abgebogen. Also zurück und jetzt mach ich das besser. Leider aber nicht erfolgreicher, denn ich hab uns umgehend auf einen völlig falschen Weg geführt, den wir eine halbe Stunde lang entlangmarschierten. Obwohl wir schon nach 5 Minuten an einen Fluss hätten kommen sollen, aber das hatte ich wohl irgendwie verdrängt. In diesem Regenwald gab es etwas extrem lästiges, von dem schon alle Leute redeten, bevor sie hinkamen: Leeches. Erst dachte ich das sind Zecken, aber es waren Blutegel, Kleine, 1cm lange Würmer, die sich im Comicstil bewegen, aber irgendwie ständig an einem hochkrabbeln. Und in der Regenzeit hyperaktiv sind.

Da ich das schon am Abend davor erfahren habe, wurde natürlich vorgesorgt. Lange Hose und die Socken über die Hose gezogen, so konnte nix passieren. Von den Socken musste man die Bastarde trotzdem ständig runterkletzeln und die Viecher lassen sich lieber in 3 Stücke reißen als freiwillig loszulassen.

Nun wurde also erkannt, dass das der falsche Weg ist. Der Slowene und der Schwede rebellierten gegen umkehren und wollten einfach sinnlos durch den Regen und Nebel auf einen Berg gehen, schlappe 6 km! In eine Richtung. Das war nicht akzeptabel und so beschloss ich die Gruppe zu trennen, in zwei Einzelgruppen, nämlich mich und den Rest. Also munter zurückmarschiert und den Bootssteg zum überqueren des Flusses gesucht. Naja, der war dann exakt da, wo man den Park betritt und wir in der Früh gestartet waren. Übersetzen lassen und los ging es, erst an ein paar Hütten mit gutgelaunten Einheimischen vorbei und dann ab in den Dschungel. Leider war dieser Weg viel viel viel schwieriger als der falsche. Zwar gab es Seile an denen man sich festhalten und hochangeln konnte an den ganz blöden Stellen, aber für 500 Meter brauchte ich 15 Minuten. Außerdem hab ich sofort die ganzen Wasservorräte verbracht, immerhin zwei Liter und zudem fstgestellt, dass nach der Spaltung der Gruppen die Gruppe, die auf dem Weg zur Höhle war, keine Taschenlampe mehr hatte. Einzig logische und richtige Entscheidung: Aufgeben, auf morgen verschieben und umdrehen. Also zurück zum Steg und da gehofft, dass am anderen Ufer, der Fluss ist an die 100 Meter breit!, jemand merkt, dass ich abgeholt werden will. Das war dann auch so und gottseidank nicht der selbe Fahrer, das wär mir etwas peinlich gewesen, erst großen Walk zur Höhle ankündigen und dann 45 Minuten später wieder zurück...

Ein neuer Plan wurde erdacht, die Canopy Walkways. Die sollten gleich beim Hauptquartier sein, ideal für ein kürzeres Nachmittagsvergnügen. Es waren dann aber doch 1,5 km dahin und dabei hat es mich endlich auch mal schön auf die Fresse gelegt. Falsch, es war auf den Hintern, aber schön in den Schlamm rein. Gut, dass die die Hose heute neu anfangen habe, grrrrr...

Der Canopy Walkway war das dann aber voll und ganz wert! Es handelt sich um kleine Bretter-Hängebrücken, die im Regenwald ganz hoch an den höchsten Bäumen entlang laufen. Man sieht also direkt in die Baumwipfel und runter in den Dschungel. Und zwar richtig runter, 30 Meter! Ist aber ganz sichere Sache, denn neben den Brettern auf denen man geht sind Netze und Seile. Super spektakulär das ganze, ich war total begeistert. Am besten ist das ganze, wenn man versucht sich nicht an den Seilen festzuhalten, sondern nur über die Bretter zu balancieren. Schwindelfrei muss man sein, aber passieren kann eigentlich wirklich nix, das war fast TÜV-geprüft.

Am Ende dieses großen Spaßes traf ich dann wieder zwei Schweizer, die ich schon im Zug von JB nach Jerantut gesehen hatte, die Welt ist klein. Mit denen also den Rückweg bestritten und dann auch noch nett zu mittag gegessen. Jetzt aber erstmal duschen, selten hab ich mich so sehr drauf gefreut wie heute. Die Duschen im Camp sind allerdings nicht wirklich einladend, eher schimmlige Kästen draussen, bei denen draussen schön gewarnt wird, dass man doch auf Schlangen aufpassen soll, die lieben verständlicherweise das feuchte und moosige dieser Duschen. Aber wie so oft gab es ein viel viel größeres Problem. Also ich mir die leichte Baumwollhose, die so ideal für den Dschungel ist, bemerkte ich dass diese hinten total versaut ist. Und zwar nicht mit Schlamm wie der rest der Hose, sondern mit etwas dunklerem. Und beim Ausziehen der Socken flog gleich ein extrem fetter Blutegel raus, der ganz anders aussah als seine Kollegen, die ich heute bekämpft hatte, nämlcih viel fetter. Warum war nicht schwer zu erraten. Richtig unangenehm wurde es jetzt aber bei der Unterhose, denn die war so voller Blut, dass ich mir jede weitere Metapher, die einem hierzu einfallen würde, besser spare.

Schnellsten in die Dusche und nicht drüber nachdenken. Da entdeckte ich dann an der Innenseite des rechten Oberschenkels drei entscheidende Jesus-mäßige Wundmale. Das Duschen läste prompt die Verkrustung und es fing wieder voll zu bluten an. Jetzt war Jod gefragt um das ganze zu desinfizieren. Solches hat man natürlich im Reisegepäck, ist ja fast so selbstverständlich wie ein Vorhängeschloss. Natürlich nicht im kleinen Rucksack, sondern im großen, der in Singapur lebt. Also jemand suchen der sowas haben könnte. Gleich einen Basken getroffen, der erst mit dem Wort "Jod" bzw. "Iodine" überhaupt nix anfangen konnte, aber sowieso nix hatte. Aber eine brilliante Idee, das kleine Dorf hat nämlich eine "Clinic". Das nenne ich mal sinnvolle Nutzung der Einnahmen aus dem Tourismus.

Dort wurde mir gleich der Doktor vorgestellt, der das ganze höchst professionell bearbeitete. Und mir noch den Rest vom Jodfläschen und eine zweite Kompresse zur morgigen Nachbearbeitung. Perfekt behandelt und das zu einem sehr sehr zivilem Preis, nämlich "free of charge". So nahm das ganze doch noch ein gutes Ende, doch dennoch werde ich keine zweite Expedition zur Höhle starten, sondern mich auf den Weg nach Kuala Lumpur machen. Man muss die Dschungelerfahrung ja nicht bis zum Exzess betreiben, die Canopy Walkways und die Fehlwege heute reichen fürs erste vällig aus. Jetzt wird wieder umgestellt auf totales Chillen in Kuala Lumpur und Singapur bis zum 5. Januar. Dann gehts nach Borneo und ich hoffe die haben da keine Blutegel.



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schön und arg zu lesen ist das. der anfang erinnerte mich ein bissi an houellebecqs plattform, in der mitte dachte ich an einen teenie-horrorschinken. das ganze sehr bildhaft (egel-ekel) dargestellt.

auf jeden fall wünsch ich gute besserung und ein gefahrloses chillen in kualasingapur!

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wünsch dir gute besserung und keine blutegel mehr!

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el spectacular!

super sache, vor allem die situation am grossen fluss stell ich mir interesssant vor.

die bluteglekiste ist arg, aber absolutes magenzusammenziehen hab ich beim lesen bei den duschen mit der schlangenwarnung bekommen. pfuigack. wünsch auf jeden fall stressfreiere rückreise!

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