Hamburgs Bewegungsmelder



 


Hamburgs Bewegungsmelder


Hamburgs Bewegungsmelder


Vergangenen Samstag war ich auf Sylt (Westerland), um einen Teileindruck des Windsurfweltcups aufzusaugen. Leider war der Wind nicht so stürmisch wie wir und so wurde nur ein kurzes Rennen nachmittags gefahren.

Sylt: Herrlich feinkörniger Sandstrand, riesige Wellen und Wellenbrecher, Tidenwirkung, Watt- und Steinküste; alles nah beisammen.



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Hinfahrt - entspannt:

Mittagsmahl auf Sylt - Currywurst, ein Muss (siehe M.E.):

Die Ordnungshüter auf Sylt sahen anders aus:

Windsurf-Wm:

Sandstrand, Buch, Jever:

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Aber auch an der Alster kann man ähnlich schöne Tage verbringen:

" Alstertage

  1. mit Ihr 11.9.2006

Ich stand als erstes auf, um Kaffee zu brühen, ging in die Küche, setzte Wasser auf und verschwand im Bad, um mir den letzten Tag, die letzte Nacht aus dem Gesicht zu waschen. Sie schlief noch fest und ich legte Musik ein, um sie sanft in den Tag hinein zu begleiten. Draußen gliss die Sonne. Ich schnappte 2 Tassen Kaffee, etwas Morgenbrot und ging zum Balkon. Am Hinweg fiel mir Judith´s alte Gitarre auf dem Boden auf, nahm sie mit, stülpte die Polsterüberzüge auf die Alusessel, setzte mich und wartete bis sie aufwachte, währenddessen ich auf der Klampfe herumklimperte.

Ich hatte schon lange keine Gitarre mehr in Händen und dementsprechend schwer tat ich mir mit den abgegriffenen Saiten, dem borstigen Griffbrett und den rostigen Bünden. Es bildeten sich Blutkräusel auf meinen Fingerkuppen und ich spürte wie sehr mir die Gitarre, die Musik und das Selbst-Kreative abging und auch, dass meinen Fingern der antrainierte Schutz gegen den rostzerfressenen Draht fehlte. Irgendwie war es einer Sucht ähnlich. Davon losgekommen, reicht schon ein kleiner Rückfall, um der Abhängigkeit erneut zu erliegen. Die wunden Fingerkuppen glichen dem rauen Hals, dem Röcheln eines schwach gewordenen Nikotinsüchtigen, der sich nach langer Enthaltsamkeit eine ansteckte, das Wohlgefühl des einströmenden Nikotins spürt und dem der gelbe Rauch den Reizhusten hervorwürgt.

Schließlich kam sie zu mir auf den Balkon, lächelte und setzte sich wortlos neben mich. Die Sonne begann noch heller zu scheinen. Nach Kaffee, Morgentratsch und dem Einigwerden über die Tagesplanung brachen wir Richtung Alster auf. Da die Ernährung der vorigen Tage größten Teils aus Kaffee und Bieren, abwechselnd zwischen Elbe und Nightlife, bestand, beschlossen wir uns noch mit Salat, Früchten und Fruchtgetränken einzudecken. Wir gingen per pedes, es war nicht weit. Der Eingang zum Alsterpark hatte etwas pfortenähnliches, von rechts und links wuchsen 2 dichte, wuchtige Trauerweiden zusammen und formten einen schlüpfrigen Durchlass, der die Vermutung einer leicht märchenähnlichen, kitschigen Welt dahinter aufkommen ließ.

Wir schlenderten zum Steg und stoppten neben einer Gruppe Angler. Einer machte uns darauf aufmerksam, dass sie eben gerade einen Fisch ausgenommen hatten, es klitschig wäre und wir nicht ausrutschen sollten. Wir beachteten seinen Rat, begutachteten die Sitzfläche und lenzten uns entlang des Ufers. Ich beäugte die Anglerkünste, während sie mit dem Kopf auf mir ruhend ein Buch las. Einer der Fischer zog ein kleines Etwas aus dem Gewässer. Es baumelte am Haken.

<<Was für ein Fisch is´n das?>> rief ich in seine Richtung. Während er sich mir zuwandte stammelte er, <>. <>, jauchzte ich zurück. <> er senkte sein Haupt und schmunzelte leicht verlegen: <<Wir fangen aber auch größere>>.

Ich wandte mich wieder der Beobachtung des Geschehens zu und sah wie eine Gruppe Ruderboote vorbei paddelte und von einem Segelboot überholt wurde. Der Schweiß floss ihnen über den nackten Oberkörper und ihr Männerstolz war bis ans Ufer zu spüren. Neben ihnen fuhr ein Tretboot, in der Mitte ein Köter sitzend, dessen Ohren im Wind schlackerten, dahinter eine Jolle, die in beachtenswertem Krängungswinkel vorbeiraste, daneben ein Polizeiboot. Ich grübelte, fand es eigenartig und mysteriös, wie es den Polizisten gelang, trotz der heiteren Umgebung, irgendwie missmutig auszusehen, sodass auch das sonnenbestrahlte Gewässer, auf dem sie trieben, nichts an ihrer Griesgrämigkeit ändern konnte. <>, dachte ich und musterte das eigenartig aussehende Polizeiboot. Inmitten stand das Fahrerhüttchen, in welchem der Lenker stand und man nur seinen Kopf, in diesem Falle einen äußerst hässlichen, rausklotzen sah. So als würde man im Auto stehen und den Kopf durchs Schiebedach stecken. Es hatte etwas Euphemistisches, wie sie da witzfigurenähnlich durchs Wasser karrten und dennoch den Schein ihrer eigentlichen Aufgabe, der Kontrolle der Gewässer, zu wahren versuchten.

Ich rekelte mich, schob die Schultern zurück, um die Verspannung im Rücken zu lösen, senkte den Kopf, blickte meine Brust hinab und sah sie immer noch im Buch vertieft, ihren Kopf auf meinem Schoß lastend. Mich erfüllte eine gewisse Zufriedenheit, und ich fühlte mich rundum eingeebnet. <>, säuselte ich, während ich ihre Stirn streichelte.

An der Eisdiele angelangt bestellte ich 2 Tüten Eis, Streusel und Kaffee, während sie es sich am Tisch daneben gemütlich machte. Ich blickte mich um, erkannte Karl Dall neben mir und einen Kameramann und eine Reporterin neben ihm stehen. Ich lauschte deren Gespräch. Er laberte ständig was von Hemingway. Es war derart langweilig, dass auch mein Auge zu hängen begann. Ich schnappte das Eis und den Kaffee und setzte mich neben mein Mädchen, immer einen ungläubigen Blick auf Dall gerichtet. Der Gipfel der Lächerlichkeit. Der Kameramann hielt das Objektiv gerade mal 10 cm von Dalls Geschlabber entfernt, als er das Eis in sich hineinstopfte. Es war eklig, ich dachte: „Für welchen Beitrag war dieser Schund?“ und schüttelte den Kopf, drehte ab, ergriff ihre Hand und flüchtete zum Jungfernstieg.

  1. zu Rad 17.9.2006

Einige Tage danach fuhr ich wieder an die Alster, um zu kontrollieren, ob meine gesammelten Eindrücke der Realität entsprachen. Wieder lenkte ich inmitten der beiden Trauerweiden hindurch, am aufblitzenden Wasser die Allee entlang. Mich überkam das typische Herbstgefühl. Das Gefühl, welches das Sommerende einläutete und einen Vorgeschmack auf Novemberdepressionen – die so sicher wie der Winter kamen – hinterließ. <<Frühling und Sommer ist Hamburgs gute Zeit>>, dachte ich. Das viele Grün, die zahlreichen Seen und Flüsse und Flussgabeln und Cafes. Ich sinnierte vor mich hin, wog Pros und Contras ab und erkannte nur Vorteile eines warmen Hamburgs und konnte keine für Hamburg im Winter finden. Mir wurde allerdings schnell klar, dass dies wohl für alle Städte dieser Welt galt, sofern diese kein Wintersportmekka waren. Sofern es in einer Stadt nicht unangenehm heiß und im Winter schneefrei sei, so gäbe es keinen plausiblen Grund, sich auf kalte Wintermonate zu freuen, spann ich diesen unausgegorenen Gedankengang weiter, während der Sprecher die nächste Alsterregatta ansagte und ich hinter mir zwei Mütter über Babynahrung diskutieren hörte. Eine dritte Mutter mit Kind stieß hinzu, und ich ekelte mich, als ich das <<GugGugGug, ... was bist du denn für ein lieber>> der anderen Mütter vernahm und verkrampfte das Gesicht beim darauf folgenden <<jetzt habe ich endlich den Mann fürs Leben gefunden, gell mein Kleiner. GugGugGug, ... so süß>>. Mich schauderte es und ich wusste, dass ich niemals jemanden mit meinen Kindern so reden lassen wollte.

Wieder sah ich aufs Wasser, sah die Leute am Steg vor mir und im Grün hinter mir liegend und die letzten Sonnenstrahlen eines längst gegangenen Sommers genießen, und wieder musste ich an die Worte „unfassbar schön“ denken und daran, dass die bloße Verwendung der Wörter jedes Mal ein Stück ihrer Bedeutung abschabte. <<Mit Wörtern und Redewendungen ist es wie mit Gebrauchsgütern>>, dachte ich. Sie nützen sich ab, je öfter man sie verwendet und verlieren dabei an Wert. <<Eine Phrasen-Abschreibung?>>, grübelte ich und schmunzelte über diese abstruse Ideenfolge. Ich brütete weiter und fand das Hirngespinst einer Garantie auf Wörter amüsant. Auf ein „ich hab dich lieb“ gäbe es eine 6-monatige Garantiezeit, auf ein „ich find dich heiß“ eine One-Night-Garantie und auf ein „ich liebe dich“ würde die Garantie aufgrund der ständigen Rechtsstreitigkeiten letzten Endes aufgehoben werden, da der Empfänger immer von lebenslangem Gebrauch ausging und früher oder später bei der Stiftung für Konsumentenschutz landete.

Innerlich ausbalanciert schaukelte ich mich auf mein Fahrrad, trat zwei mal stark in die Pedale und holte mit einem letzten Blick auf die Alster Schwung für die Fahrt zum Stadtpark. Dort angekommen zog mir der gut bekannte Grillduft in die Nase und ich bemerkte einige Bierzelte zwischen Stadtparkteich, Wiese und mir. Ich stellte das Rad ab, suchte ein ruhiges Plätzchen mit Blick auf den Teich und war überglücklich, als mir einfiel, dass es von meiner Wohnung aus nur 10 Gehminuten zur Alster und gerade mal 5 in den Stadtpark waren. Bei diesem Gedanken angelangt, überkam mich wieder das sentimental aufgeladene, melancholische Sommerabschiedsgefühl.

Ich bekam Lust auf Kaffee und da mein Hausvorrat knapp wurde, fuhr ich ins nahegelegene Landshaus, gleich zwischen Planetarium und Stadtpark. Judith hatte es mir einige Tage zuvor empfohlen. Nach kurzer Betrachtung schon viel mir die Ähnlichkeit zum Schweizer Haus im Prater auf. Ich setzte mich, bestellte Eiskaffee und las im Buch weiter. Als ich ausgetrunken hatte und ein Stück im Buch vorangekommen war, schrie ich Richtung Kellnerin: <<Zahlen bitte!>>. <>, entgegnete sie mit überraschtem Gesichtsausdruck. <>, welcher aus einer Runde Rentnerinnen bestand, die den üblichen Alt-Weiber-Tratsch führten. Es gab Kuchen, Maracuja, Bienenstich, Streusel, Eisbecher, natürlich mit extra Sahne und natürlich nicht ohne den Ausspruch: <<In meinem Alter muss ich nicht mehr so sehr auf die Linie achten, gell Mädels!>> <<Mädels ...>>, dachte ich, <<ja, ... klar>> und sah in ihre faltigen, verrunzelten Gesichter.

Die Kellnerin kam. <<Darf ich sie fragen, welcher Landsmann sie sind?>> Sie lächelte. <<Österreicher>>. Ich lehnte mich zurück und schob die Augenbrauen zu einem leicht fragenden Gesichtsausdruck zusammen. <<Oberösterreicher, um genau zu sein>>. Sie erstrahlte. <<Wissen sie, ich bin Wienerin. Ich habe sofort gemerkt, dass sie nicht von hier oben sind. Man muss schon sehr deutlich sprechen, hier. Sonst versteht einen keiner>>. Ein verkniffenes Schmunzeln machte sich über meine Lippen breit. <<Kenne ich, ... kenne ich nur zu gut ... Aber die Leute um mich herum gewöhnen sich sehr schnell daran>>. <>, strahlte sie, <<behalten sie sich unbedingt ihren Dialekt, bewahren sie ihn, die Hamburger lieben ihn, ja wirklich>>. Ich gab Trinkgeld und machte mich zurück in den Stadtpark."

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Ein Österreicher im hohen Norden - Sprachbarrieren da und dort. Am Elbstrand sitzend ist mir folgende, sicherlich hirnrissig weit hergeholte, Parallele eingefallen:

10.9.2006

Sprache ist wie Kleidung Sie dient der Manipulation anderer

Sprache ist wie Kleidung Sie färbt und schmückt zugleich

Sprache ist wie Kleidung Sie ist von Ort zu Ort verschieden

Sprache ist wie Kleidung Sie wird gebügelt und geglättet

Sprache ist wie Kleidung Stehts bemüht sie anzupassen

Sprache ist wie Kleidung Oftmals zu dick aufgetragen

Sprache ist wie Kleidung Sie vereint und verbindet

Sprache ist wie Kleidung Sie gruppiert und schubladiert

Sprache ist Medium

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geniales strandfoto!

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wie immer, mit genuß und belehrung gelesen

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