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Surrealismus-Vorläufer: die tierporträts des oberösterreichischen färbermeisters Aloys Zötl (1803 - 1887)

Andre´ breton war begeistert. "Mit unglaublicher hingabe", so schwärmt der gründervater des surrealismus, habe aloys zötl zwischen 1832 und 1887 das prächtigste tierbuch geschaffen, " das jemals gesichtet wurde". Das war mitte der 1950er jahre. auf verschlungenen pfaden waren zötls bilder gerade bei einer auktion aufgetaucht, und breton hatte ihn zu einem -hoch dotierten- säulenheiligen des surrealismus ausgerufen. 1965 fügte breton seinem hauptwerk "le surrealisme et la peinture" ein zötl-kapitel hinzu und machte aus dem EFERDINGER färbermeister und laienmaler den einzigen offiziell anerkannten surrealisten österreichischer herkunft. für breton stand zötl als großer naiver maler in einer besonderen beziehung zu jenem unterbewussten und übersinnlichen, das es den surrealisten so angetan hatte. zötls exotische, exzentrische tierporträts zeigen eine ferne, bunte, geheimnisvolle welt. assoziativ im ausdruck und ungeheuer modern in ihrer kühnen farbigkeit, waren sie dazu angetan, die avantgarde des 20. jahrhunderts anzukündigen. eine wunderliche posthume karriere für einen handwerker, dessen bestiarium unter ausschluss der öffentlichkeit in seinem eferdinger haus entstanden war - zu zötls privatem plaisir und als ersatzhandlung für sein ungestiltes fernweh. als inspiration dienten ihm die illustrierten bände seiner bibliothek. in österreich selbst gibt es bis heute keine repräsentative zötl-sammlung. eine nennenswerte zahl seiner bilder zeigte erstmals 1996 harald szeemanns schau "austria im rosennetz" im wiener MAK. mit franz reitingers zötl-monografie liegt jetzt endlich eine umfassende darstellung von leben und werk dieses großen unbekannten der österreichischen malerei vor.

"aloys zötl oder die animalisierung der kunst", verlag: christian brandstätter