Beitrags-Archiv 18. August 2006 (Seite 1 von 1)



 



em 2008


heute hatte ich im zug ausreichend zeit das kasperltheater rund ums nationalteam zu kommentieren. der artikel erscheint auch hier. würde mich über comments freuen, da die auf 90min eher selten sind.


0:2, 1:4, 1:2 – Österreichs Start ins Länderspieljahr 2006 und in die Ära Hickersberger II hätte kaum weniger erfolgreich über die Bühne gehen können. Nun ist, wie vorhersehbar, natürlich die Panik gross, die nur noch x Tage bis zum Ereignis der Ereignisse werden heruntergezählt, das Teufelsbildnis des schamvollen Vorrundenausscheidens wird mit stetem Seitenblick auf den Überpartner Schweiz an die Wand geworfen.

Beim genaueren Blick auf die Ergebnisse hält sich die Überraschung beim geneigten Beobachter jedoch in Grenzen. Die Niederlage gegen Kroatien war absolut vorhersehbar, allein das Spiel selbst machte Schaudern angesichts der Schwäche des österreichischen Teams. Das Ergebnis gegen Kanada ist in der vorliegenden Form ähnlich irrelevant wie ein etwaiger Sieg gewesen wäre, und dem Resultat gegen Ungarn wohnt wenigstens der positive Aspekt inne, dass Stranzls Holzhackerfersler nicht den Weg ins Tor gefunden hat und so zumindest den Ansatz einer grossflächigeren Diskussion ermöglicht.

Ermöglichen würde. Auf medialer und organisatorischer Ebene ermöglichen würde. Denn während die Gründe für das Darniederliegen im sportlichen Bereich seit Jahren ventiliert und mantrenartig heruntergebetet werden tun sich bei ÖFB, ORF und Printmedien – gleichsam einer Erbärmlichkeitsverwaltungsgemeinschaft - erhebliche Optimierungspotenziale bis zum heimatlichen Fussballfeste auf.

Auf Seiten des ÖFB hat sich der sirhafte Friedrich Stickler in seiner, im Vergleich zu Vorgänger Beppo Mauhart, noch kurzen Amtszeit ein beachtliches und in seiner Zusammensetzung wohl einzigartiges Ablehnungsreservoir geschaffen. Angefeindet vom pensionierten ländlichen Fussballzyniker bis hin zum aufstrebenden Wien-VIII Fussballbobo darf er sich nur noch der Unterstützung der engsten Blutsverwandtschaft sicher sein. Ob tatsächlich intelektuell begründet und intutiv-reflexartig, unverdient auf keinen Fall. Selbst wenn man die dunkle Zeit des Teamchefs Krankl und Sticklers damalige notorische Drückebergerei ausblendet, hat er allein nach dem Spiel gegen Ungarn seinen Kritikern wieder genug Angriffsfläche geboten.

Hans Hubers gewohnt harmlose Fragen hatte er tatsächlich nicht mehr entgegen zu setzen, als dass der ÖFB fleissig arbeitet, um die organisatorischen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche WM zu schaffen; den Rest habe der Teamchef zu erledigen. So weit so richtig, allein: worin besteht die Arbeit des ÖFB zur Schaffung der genannten Rahmenbedingungen? Die von Stickler genannte rechtzeitige Fertigstellung der Stadien ist zwar angesichts vorangegangenen Kasperliaden (Klagenfurt!) tatsächlich eine bemerkenswerte Leistung, allerdings auch absolute Mindestvoraussetzung zur Durchführung einer Europameisterschaft.

Lässt man diese Errungenschaft also in der Beurteilung aussen vor, steht man doch vor einem gewissen Aktivitätsvakuum. Abgesehen von bereits einige Zeit zurückliegenden zweifelhaften Aktionen wie der Installierung des Challenge-Teams sowie der Präsentation diverser EM 2008 Merchandising-Artikel sind kaum konkrete Schritte zur Verankerung der Europameisterschaft in der öffentlichen Wahrnehmung auszumachen. Von einem Anlaufen gezielter Öffentlichkeitsarbeit war bisher ebenso wenig zu bemerken wie der Präsentation eines begleitenden Kulturprogramms (das in Art und Umfang hinsichtlich der Vorgänge vor und während der WM 2006 jedenfalls diskussionswürdig ist).

Um seitens des ÖFB nicht den Verdacht auf Untätigkeit oder gar –inspiriertheit aufkommen zulassen, hat man schon in den letzten Wochen nach und nach begonnen, das „System Klinsmann“ unter die Lupe zu nehmen. Schon in Kürze wird Andreas Herzog im Auftrag des ÖFB eine Exkursion in Jürgen Klinsmanns Wahlheimat unternehmen um dort genauen Einblick in dessen Aufzeichnungen zum Projekt „WM 2006“ zu nehmen und die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen.

Erste Parallelen zum deutschen Team bei der WM 2006 waren bereits beim Länderspiel gegen Ungarn zu bemerken: vor dem Spiel brachten die Spieler ein – originellerweise nicht gänzlich gleiches – Transparent zur Beschwörung der Zuschauer – Team Bindung aufs Feld und bei der Visite beim Teamtrainingslager in Bad Radkersburg verteilte der Präsident persönlich Xavier Naidoo CDs an die dort versammelten Teamkicker. Mag sein, es hat der Ideenreichtum nicht für ein eigenes Lied gereicht. Mag sein, man will den Erfolg keinesfalls mit unnötigen Abweichungen aufs Spiel setzen. Zu befürchten bleibt ersteres. Jedenfalls scheint die Gefahr gross, dass man beim ÖFB dem Irrglauben erliegt, dass man neue Wege beschreitet, indem man ohne Rücksicht auf herrschende Rahmenbedingungen frisch gezogene Pfade nachtrampelt.

Neue Wege hin zum kritischen Journalismus, wie man sich ihn am Küniglberg vorstellt, scheinen auch beim ORF angesagt zu sein. Haben die Kommentatoren wie Polzer, Ryan und mit Abstrichen auch König bereits bewiesen, dass dies im Sportbereich beim Staatsfunk nicht zwingend unmöglich ist, wirkt es bei Moderatorenhaudegen wie Huber oder Pariasek bestenfalls deplaziert. Dass das Mäntelchen, das man sich umzuhängen willens ist nicht passt zeigt sehr gut eine Szene aus der Analyse nach dem Spiel gegen Ungarn:

Der ORF schaltet zu früh die Moderatorenmikrofone frei, aus dem Off hört man: „da Kuljic? Na, is eh wurscht…“. Die Moderation beginnt Hans Huber zur Wiederholung des 1:2 mit den Worten: „Bei diesem Treffer durch Kuljic, haben wir uns noch einmal Hoffnung gemacht…“.

Wie gross das Mäntelchen tatsächlich ist, wurde bei der Doppelmoderation Delling/Netzer – Huber/Prohaska beim Spiel gegen Deutschland zur WM-Vorbereitung 2002 deutlichst vor Augen geführt. Die ORF-Mantelträger sind seitdem keinen mm gewachsen.

All dies wäre für sich ein überschaubares Problem, würden die ORF-Redakteure nicht vom Gros ihrer schreibenden Kollegen in Linie und Ausdruck sekundiert werden. Obwohl man bereits noch schlechtere Leistungen des Teams (mit besserem Ergebnis, zugegeben) gesehen hat, bricht allerorts im printjournalistischen Tal der Tränen zwischen Kronen Zeitung, Kurier und diversen Regionalblättern das große Geheul bezüglich der darniederliegenden Fussballnation Österreich und der blanken Aussichtslosigkeit des Unternehmens EM 2008 aus.

Zum Heulen in der Tat, wenn man die Akteure näher besieht: Peter Linden schreibt unter Verlust jedes Realitätssinns wenig subtil über die gute alte Zeit unter Hans Krankl. Rainer Fleckl macht den Niedergang des österreichischen Fussballs ernsthaft (!) am Umstand fest, dass das ehemalige Prestigeduell Österreich – Ungarn nicht in den Senegal übertragen wird. Martin Sörös, der ansonsten für den Kurier über hochinteressante sportpolitische Themen wie Entwicklungen in der Bundessportorganisation, Sportgesetze uä papiertigert, und dort – und NUR dort – auch gut aufgehoben ist, verbreitert sich anscheinend bar jedes Detailwissens über Kuljics Elfertrefferquote.

Um beim Vergleich mit Deutschland zu bleiben: kein anderes Bild bietet sich auch dort. Allerdings mit dem großen Unterschied, dass als Alternative ein gewisses Korrektiv in Gestalt von Blättern wie FAZ, SZ oder ZEIT verfügbar ist. Eine entsprechende Rolle können die österreichischen Qualitätsblätter wie DIE PRESSE oder DER STANDARD, nicht nur auf sportlicher Ebene, personell wie im Umfang erwiesener Maßen nicht spielen. Das bereits am Horizont dräuende „ÖSTERREICH“ wird die Situation nicht verbessern.

Aber wahrscheinlich ist das nicht so schlimm, man sollte alles nur etwas anders sehen. So wie dieser Herr. Peter Linden hat also doch Recht.



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Clubtreue


'Die Anhänger von Espanyol feierten derweil einen unbekannten Taxifahrer als Helden. Der Chauffeur hatte sich kürzlich geweigert, Barças Neuzugang Gianluca Zambrotta vom Flughafen in sein Quartier zu fahren. «Als Fan von Espanyol befördere ich niemanden vom FC Barcelona», sagte der Fahrer und sorgte damit in der spanischen Presse für Schlagzeilen. Seine Identität ist unbekannt. Wegen der Weigerung droht ihm eine Geldbuße. Die Espanyol-Fans enthüllten zu Ehren des Taxifahrers im Olympiastadion ein Transparent mit der Aufschrift: «Zambrotta, prendi il bus!» (Zambrotta, fahr mit dem Bus!)'



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